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Time Without End
Ausstellung
Kuratiert von Dennis Brzek und Junia Thiede

15. September 11. Dezember 2021
FLUENTUM, Clayallee 174, 14195 Berlin-Dahlem

13BC (Vic Brooks, Lucy Raven, Evan Calder Williams), Klaus vom Bruch, Keren Cytter, Loretta Fahrenholz, Margaret Honda, D’Ette Nogle, Richard Sides, Valerie Snobeck, Florian Wüst

fluentum.org


Florian Wüst
... bauen ein besseres Leben. Politische und kulturelle Verhältnisse in West-Berlin, 1945–1990
Kuratorischer Beitrag mit historischen Dokumenten und Filmen
2021


© Stefan Korte

Das geteilte Berlin war wie kein zweiter Ort Symbol und gelebte Wirklichkeit des Kalten Krieges. Die auf den Westteil der Stadt gerichtete Bildproduktion der Alliierten nach 1945 entwarf das Narrativ von Freiheit und Wohlstand. Westbindung, Demokratie und Kapitalismus mussten vermittelt, die Herzen der Westdeutschen gewonnen werden. Das durch Werbeplakate, Ausstellungen sowie Lehr- und Dokumentarfilme propagierte European Recovery Program (ERP), der sogenannte Marshallplan, sollte den wirtschaftlichen, sozialen und städtebaulichen Wiederaufbau gewährleisten. Dabei diente der American Way of Life als Modell für die Modernisierung aller Lebensbereiche: der Kalte Krieg wurde auf beiden Seiten des eisernen Vorhangs nicht zuletzt an der „häuslichen Front“ geführt. Mit den Studentenprotesten der 1960er Jahre und später den Alternativ-, Friedens- und Hausbesetzerbewegungen entwickelte sich eine Gegenkultur, die sich der Verdrängung der nationalsozialistischen Vergangenheit, den vorgeschriebenen Wegen der bürgerlichen Gesellschaft und dem nuklearen Wettrüsten widersetzte.

Florian Wüsts kuratorischer Beitrag zu Time Without End umfasst Dokumente, Fotografien und Publikationen, die vor diesem Hintergrund spezifische historische Momente miteinander verknüpfen. Ein Schwerpunkt liegt auf den ambivalenten politischen und kulturellen Ausprägungen des deutsch-amerikanischen Verhältnisses, die sich in auf Film und Kino bezogenen Artefakten spiegeln. Denn die Geschichte West-Berlins ist auch eine Geschichte der audiovisuellen Medien. So schlägt die Zusammenstellung einen Bogen von der ersten Farbfernsehveranstaltung 1951 bis zu Super-8 als Ausdruck einer künstlerischen Lebenshaltung und zur Kritik an Verkabelung und digitaler Vernetzung in den 1980er Jahren. Neben den Archivmaterialien zeigt Wüst eine Auswahl an Marshallplan- und Reeducation-Filmen, Spielfilm- und Wochenschauausschnitten sowie experimentellen Kurzfilmen, welche das fragmentarische Bild eines Nachkriegsdeutschlands unter alliierter Aufsicht ergänzen und kontrastieren.


© Stefan Korte


© Stefan Korte

Filmauswahl von ... bauen ein besseres Leben:

City out of Darkness, Max Diekhout, 1950, 9'
The Big Lift, George Seaton, 1950, 119' (Ausschnitt: 5')
Der unsichtbare Stacheldraht, Eva Kroll, 1951, 13'
UFA-Wochenschau vom 4. November 1958: Berlin mit französischen Augen gesehen, 1'30''
Es muß ein Stück vom Hitler sein, Walter Krüttner, 1963, 11'
White Christmas, Harun Farocki, 1968, 3'30''
Berlin/Alamo, Knut Hoffmeister, 1979, 9'
Böse zu sein ist auch ein Beweis von Gefühl, Cynthia Beatt, 1983, 25'